Richtiger Biss? – Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): Ursache vielfältiger Beschwerden

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Chronische Schmerzen im Nacken- und Rückenbereich, Verspannungen in den Schultern und Migräneanfälle – wohl die meisten von uns wenden sich in diesen Fällen hilfesuchend an Orthopäden oder Physiotherapeuten. Nur wenige denken daran, einen Zahnarzt aufzusuchen.

Häufig erkennen Zahnärzte aber die Ursache des Problems, nämlich eine Funktionsbeeinträchtigung der Zähne oder der Kiefer; deren kompliziertes System ist eng mit Kopf, Wirbelsäule, Gehirn und weiteren Organen verknüpft. Craniomandibuläre Dysfunktion nennen Zahnmediziner diese Erkrankung, besser bekannt unter der Abkürzung CMD. „Cranio“ steht für den Schädel, „Mandibula“ für den Unterkiefer und „Dysfunktion“ für die Fehlfunktion.

Dr. med. dent. Thea Lingohr MSc., Zahnärztin und Oralchirurgin aus Köln, hat am Institut für Neurophysiologie der Universität zu Köln promoviert und kennt dieses Problem bestens: „Normalerweise ist das Kausystem eines Menschen perfekt aufeinander abgestimmt. Bereits kleinste Abweichungen haben jedoch häufig weitreichende Beschwerden für den Patienten zur Folge.“ Laut des CMD-Dachverbandes e. V. leiden in Deutschland circa vier Mio. Menschen unter den Folgen einer Fehlstellung ihres Kiefergelenks. Am häufigsten kommt CMD in der Altersgruppe zwischen 20 und 45 Jahren sowie mit 80 Prozent vermehrt bei Frauen vor.

Fachzahnärztin Dr. Lingohr kennt die verschiedenen Auswirkungen: „Symptome reichen von Schmerzen im Kopf- und Rückenbereich bis hin zu Tinnitus, Depressionen, Sehstörungen, Schwindelgefühl, Zähneknirschen und im Rumpfbereich sogar zu Beckenschiefständen oder Haltungsschäden.

Ebenso wie die Anzeichen sind die Ursachen verschiedenartiger Natur. CMD tritt beispielsweise auf bei Zahnfehlstellungen oder Veränderungen im Biss – hervorgerufen etwa durch fehlende Zähne, schadhaften Zahnersatz, zu hoch oder zu niedrig sitzende Brücken, Kronen oder Inlays. Ebenso führen traumatische Veränderungen der Halswirbelsäule oder der Kiefergelenke, beispielsweise nach Verkehrsunfällen oder Stürzen, Operationen im Kopf- und Halsbereich, eine falsche Sitz- oder Schlafhaltung oder Entzündungen mehrerer Gelenke zu einer Craniomandibulären Dysfunktion – die aber auch angeboren sein kann.

Bei Verdacht auf eine CMD-Erkrankung sollten Patienten umgehend den Zahnarzt hierauf aufmerksam machen. Oftmals können bereits einfache Mittel wie eine Aufbissschiene oder Physiotherapie bzw. Manualtherapie den Verspannungen entgegenwirken.