Heutzutage spielt bei Patienten ein schönes Lächeln eine bedeutende Rolle. Zähne sollen weiß sein, nicht aus der Reihe tanzen und Lücken sollen nicht erkennbar geschlossen werden, um die volle Funktionalität zu erhalten – also Beißen, Kauen und Sprechen (wieder) zu ermöglichen. Was aber tun, wenn ein Zahn fehlt oder, noch schlimmer, gezogen werden muss? Wenn Zähne ausfallen oder nach dem Milchzahn kein „Bleibender“ in Sicht ist? Es gibt verschiedene Wege, die Lücke – dauerhaft oder vorübergehend – zu schließen. Eine Möglichkeit ist das Implantat. Doch was ist ein Implantat überhaupt? Wie ist es aufgebaut, wie muss ich es pflegen und kann jedem Patienten eines eingesetzt werden? Auch bitte lächeln hat sich diese Fragen gestellt und sich auf die Suche nach Antworten begeben.
Zahnschmelz gilt als das härteste Material im Körper. Dennoch kann es durch Karies oder Parodontitis dazu kommen, dass ein Zahn so schwer geschädigt wird, dass er gezogen werden muss. Bei manchen Menschen ist es sogar so, dass der ein oder andere Zahn genetisch gar nicht erst angelegt ist. Oder es kommt durch einen Unfall zum Verlust eines Zahns – hier ist meistens der Frontzahnbereich betroffen, beispielsweise bei Sportunfällen.
Klar ist: Die Lücke sollte nicht offen bleiben. Zum einen können die Nachbarzähne in die Lücke „kippen“ und im schlimmsten Fall ebenfalls den Halt verlieren. Zum anderen könnte sich der Kieferknochen, in dem der Zahn eigentlich wurzeln soll, zurückbilden. Bei Kindern und Jugendlichen, die sich noch im Wachstum befinden, werden meist keine Implantate gesetzt. Um genügend Platz zu behalten, wird die Lücke oftmals mit einer so genannten Maryland- oder Flügelbrücke geschlossen. Dabei handelt es sich um eine spezielle Brücke, die an einem oder beiden Nachbarzähnen befestigt wird, ohne diese jedoch zu beschädigen. Auch bei Erwachsenen kann eine solche Brücke zum Einsatz kommen, meist jedoch auch hier als vorübergehende Lösung.
Irgendwann wird die Lücke dauerhaft geschlossen: Manchmal mit Hilfe eines Kieferorthopäden, der die Nachbarzähne langsam und zielgerichtet in die Lücke „zieht“; in selteneren Fällen sogar durch die Transplantation einzelner Zähne. Meistens aber fällt die Wahl auf das Implantat.
Bei Zahnimplantaten handelt es sich um eine künstliche Wurzel, die von Patienten oft auch als „Schraube“ bezeichnet wird. Das liegt schon alleine an den äußeren Merkmalen eines Implantats, die einer herkömmlichen Schraube tatsächlich ähnlich sind. Diese Schraube wird von einem spezialisierten Zahnarzt in die vorhandene Lücke gesetzt. Hier ist vorab zu klären, aus welchem Material das Implantat sein soll. Aber welche Materialien stehen überhaupt zur Auswahl?
DER Spezialist in Sachen Implantologie in Deutschland ist der BDIZ EDI. Als Bundesverband kümmert er sich um Qualität in der oralen Implantologie – in Deutschland und Europa. Präsident des BDIZ EDI ist Christian Berger. Mit ihm haben wir sowohl über das Material und den Aufbau von Implantaten als auch über den Eingriff an sich gesprochen.
bitte lächeln: Lieber Herr Berger, aus welchen Materialien werden Implantate denn eigentlich hergestellt?
Christian Berger: Implantate werden hauptsächlich aus Titan oder Titanlegierungen hergestellt. Das reine Titan weist eine sehr hohe Knochenverträglichkeit auf. Titan wird seit gut 40 Jahren in der Medizin und Zahnmedizin eingesetzt, weil es keine Abstoßreaktionen im Körper hervorruft und gut verträglich ist. Für den ästhetischen Bereich wird bisher selten ein Keramikimplantat bevorzugt, weil es eine helle, zahnähnliche Farbe aufweist und bei dünnen Knochen- und Schleimhauttypen nicht dunkel durchschimmert. Auch Keramikimplantate gibt es seit 30 Jahren. Wobei der Name „Keramik“ etwas irreführend ist, weil das Implantat aus Zirkonoxid besteht. Dieser Werkstoff hat Materialeigenschaften, die eher einem Metall als einer Keramik zuzuordnen sind.
bitte lächeln: Was ist aus Ihrer Sicht das bessere Material – Zirkonoxid oder Titan?
Christian Berger: Wie gesagt, beim Reinstoff Titan gibt es keine allergischen Reaktionen. Allerdings stehen Legierungsanteile im Verdacht, bei wenigen Menschen Unverträglichkeitsreaktionen hervorzurufen. Diese zeigen sich bei Zirkonoxid nicht und angeblich sollen auch weniger Entzündungsreaktionen auftreten. Eine verlässliche Studienlage gibt es allerdings hierzu nicht.
In den vergangenen Jahren werden zunehmend keramische Werkstoffe für Aufbauten und Kronen in der zahnärztlichen Implantologie eingesetzt. Der Einsatzbereich der modernen Dentalkeramiken in der Implantologie erstreckt sich vom hochwertigen Metallersatz in der Implantologie über Aufbauten bis hin zu zahnfarbenen Hochleistungskeramiken für Kronen-Brückenprothetik. Hierbei handelt es sich um Aluminiumoxid- und Zirkoniumoxid-Keramiken. Dennoch sind sie aus Sicht des Praktikers nicht unbedingt immer als Ersatz für Titanimplantate geeignet.
bitte lächeln: Was meinen Sie, wofür eignet sich welches Material am besten?
Christian Berger: Wie bereits erwähnt, kann im Frontzahnbereich und bei dünnen Knochen- und Zahnfleischtypen nach Abwägung der genannten Vor- und Nachteile durchaus das Keramikimplantat eingesetzt werden. Für mich ist das Titanimplantat aber weiterhin alternativlos, da die weltweiten Studien und Erfolgsraten bisher unübertroffen sind.
bitte lächeln: Wie läuft eine Implantation eigentlich ab?
Christian Berger: Um die häufigste Befürchtung zuerst zu beantworten: ohne Schmerzen. Die Behandlung selbst erfolgt unter lokaler Betäubung – mehr ist in aller Regel nicht nötig. Der Eingriff ist vergleichbar mit einer Zahnentfernung, die Wunde heilt im Normalfall binnen weniger Tage.
Und so geht es: Mit einem kleinen Schnitt wird die Mundschleimhaut geöffnet und der Knochen freigelegt. Dann schafft der Zahnarzt mit einem speziellen Bohrer das genau zum Implantat passende Lager im Knochen. Nach dieser Vorbereitung wird das Implantat eingesetzt und die Mundschleimhaut meist wieder geschlossen. Nach circa zwei bis drei Monaten ist das Implantat so fest im Knochen verwachsen, dass es belastet werden kann. Während dieser Zeit ermöglicht ein Provisorium das Kauen und Sprechen.
Sobald das Implantat eingeheilt ist, wird – wieder unter lokaler Betäubung – die Mundschleimhaut direkt über dem Implantat geöffnet und ein „Aufbau“ auf das Implantat gebracht; entweder zementiert, geklebt oder verschraubt. Darauf wird dann – ebenfalls fest verbunden – der Zahnersatz gebracht, also die Krone.
bitte lächeln: Wie lange ist nach dem Eingriff mit Schmerzen und Beeinträchtigungen zu rechnen?
Christian Berger: Nach dem Eingriff unter lokaler Betäubung verschreibt der Zahnarzt ein geeignetes Schmerzmittel. Nach etwa einem Tag, und bei normalem Verlauf des Heilungsprozesses, wird das Medikament überflüssig. Um den Einheilprozess nicht zu stören, sollte man in den ersten Tagen die Implantatstelle nicht belasten, auch nicht durch das Provisorium, dort keine harte Nahrung kauen, nicht rauchen und auch anstrengende körperliche Belastung, wie Sport, vermeiden. Immerhin handelt es sich um eine Operationswunde, die geschont werden muss. In Einzelfällen können weitere Verhaltensregeln notwendig sein, die mit dem Zahnarzt besprochen werden sollten.
bitte lächeln: Lieber Herr Berger, wir danken Ihnen für das informative Gespräch!
Auf was es bei der Mundhygiene mit Implantaten ankommt, damit die „Dritten“ ein Leben lang halten
Damit keine Bakterien zwischen Implantat und Zahnfleisch zum Kieferknochen vordringen können, ist eine gute Mundhygiene um das Implantat von großer Bedeutung. Die Haltbarkeit von Zahnimplantaten ist sowohl von der Pflege des Implantats als auch des gesamten Mundraums abhängig. Mit einer guten Mundhygiene und regelmäßigen Kontrollen beim Zahnarzt lassen sich Erkrankungen von Zähnen und Zahnfleisch meist verhindern. So ist es möglich, dass die „Dritten“ ein Leben lang halten können.
Durch die richtige Mundhygiene – Implantate müssen besonders intensiv gepflegt werden – lassen sich Entzündungen vermeiden, die auf Dauer ein erhebliches Risiko für Knochenabbau und damit den Verlust des Implantats darstellen. Anders als beim gesunden Zahnfleisch und dem Zahn, können zwischen Implantat und Zahnfleisch Keime besser eindringen. Das liegt vor allem daran, dass der Übergang zwischen Implantat und Zahnfleisch durchlässiger und damit das Risiko größer ist, dass Bakterien eindringen und im Umfeld des Implantats eine Entzündung hervorrufen können, die im schlimmsten Fall zu Knochenverlust und Verlust des Implantats führen (Periimplantitis). Natürliche Zähne sind mit dem Zahnfleisch und dem Kieferknochen durch Bindegewebsfasern verbunden, die als Zahnhalteapparat bezeichnet werden. Dieser Zahnhalteapparat geht beim Ziehen des Zahns verloren und der Kieferknochen bildet sich um. Aber da das Implantat in den Kieferknochen eingeschraubt wurde, hält es auch ohne diese Fasern. Damit Zahnfleisch und Kieferknochen ihre Funktion beibehalten und das Implantat festhalten, ist eine gute Mundhygiene wichtig. Hierzu hat die ECDI, die European Centers for Dental Implantology, zehn goldene Regeln aufgestellt. Diese stellen eine Art Leitfaden dar, mit dessen Hilfe die häusliche Mundpflege bei Implantaten verbessert werden soll. bitte lächeln stellt Ihnen hier diese goldenen Regeln vor:
10 goldene Regeln für die perfekte Mundhygiene bei Zahnimplantaten
1. Putzen – wie oft und wann?
Grundsätzlich: Experten raten zu mindestens zweimal täglichem Putzen und zwar NACH den Mahlzeiten – das gilt auch für das Frühstück. Zusätzliches Putzen nach dem Mittagessen ist nicht verkehrt.
2. Die richtige Zahnbürste
Handmodelle: Lieber einen kleinen als einen großen Kopf wählen (der erreicht Problemzonen besser), lieber weichere statt harte und dünnere statt dicke Borsten verwenden.
3. Elektrische Zahnbürsten
Durch ihre rotierenden Bürsten vereinfachen sie die gründliche Reinigung. Auch die Druckgefahr ist geringer. Schallzahnbürsten führen bis zu zehn Mal mehr Bewegungen aus als herkömmliche elektrische Zahnbürsten. Sie besitzen meist weichere Borsten und sind somit auch für Menschen mit empfindlichen Zahnhälsen geeignet.
4. Die richtige Putztechnik: ohne Druck
Wichtiger als ausdauerndes Putzen ist gründliches Putzen: Dabei soll jede Seite jedes Zahns erreicht werden. Nicht pressen, sonst leidet der Zahnschmelz. Mit der elektrischen Bürste arbeitet man sich langsam von Zahn zu Zahn vor. Von Hand: Senkrecht und mit kleinen Kreisbewegungen bürsten, nicht waagerecht. Empfohlene Reihenfolge: erst die Kauflächen, dann die Zähne außen, dann innen.
5. Zahnpasta mit Fluoriden für Implantat-Träger
Fluoridhaltige Zahnpasta hilft bei der Kariesverhütung. Die meisten Pasten enthalten Schleifpartikel. Um den Zahnschmelz zu schonen, sollte der auf der Packung genannte RDA-Wert (Relative Dentin Abrasion) nicht zu hoch sein (Mittelwert: 60 bis 80).
6. Wenn es eng wird: Zahnseide
Enge Zahnzwischenräume sind heikle Zonen. Zahnseide entfernt dort Speisereste und Zahnbeläge (Plaque). Gewachst oder nicht gewachst? Die persönliche Vorliebe entscheidet. Am besten abends anwenden. Vorsicht: Das Zahnfleisch dabei nicht verletzen!
7. Mini-Bürsten für Zwischenräume bei Zahnimplantaten
Sie sind in unterschiedlichen Formen und Stärken zu haben, wirken effektiver als Zahnseide, lassen sich aber nicht in jeden Spalt einführen. In solchen Fällen kann ein Superfloss-Zahnfaden eine Alternative sein.
8.Auf Hygiene achten
Schlecht gesäuberte Zahnbürsten (auch die Minibürsten für die Zwischenräume) sind ideale Nährböden für Mikroorganismen. Daher die Zahnbürste nach jedem Gebrauch gründlich unter fließendem Wasser ausspülen und trocknen lassen. Wenn sich die Borsten verbiegen oder gar ausfransen, eine neue Bürste kaufen!
9. Zungenbelag entfernen
Ein Tummelplatz für Bakterien (und oft Verursacher von Mundgeruch) ist der hintere Zungenbereich. Dessen Beläge lassen sich mit der Zahnbürste meist nicht ausreichend entfernen. Wirksamer sind spezielle Zungenreiniger in der Bürsten- oder Schaber-Variante.
10. Erfrischend wirksam: Mundwasser
Mundwasser schmeckt meist angenehm erfrischend nach Minze, kann aber gegen Plaque nichts bewirken. Fluoridhaltige Lösungen sind nur dann sinnvoll, wenn sie nicht unmittelbar nach dem Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta eingesetzt werden.
Quelle: ECDI
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden?
Eine Sache sollte uns jedoch allen klar sein: Kein Zahnersatz ist so gut wie eigene gesunde Zähne. Deshalb gilt das Interesse von Zahnarzt und Patient in erster Linie der Gesunderhaltung der natürlichen Zähne. Für viele der konventionellen Zahnersatzlösungen gilt: Je mehr eigene Zähne vorhanden sind, umso komfortabler kann der Zahnersatz sein. Das ist bei Implantaten anders. Grundsätzlich kann jeder Zahn, der verloren gegangen ist, durch ein Implantat ersetzt werden, ohne dass Nachbarzähne abgeschliffen werden müssen. Auch eine Brücke allein auf Implantaten kann mehrere verloren gegangene Zähne ersetzen. Implantate sind die modernste und variabelste Form von Zahnersatz.
Die Experten sind sich einig:
Zahnimplantate kommen wie kein anderer Zahnersatz dem natürlichen Zahn am nächsten.
Bevor der Zahnarzt mit seinem Patienten die Entscheidung zur Implantation fällt, muss er sich davon überzeugen, dass der Patient die Voraussetzungen dafür erfüllt. Man spricht von der Untersuchung auf vorliegende Kontraindikationen. Auch hier hat uns der Präsident des BDIZ EDI, Christian Berger, ein paar Insider-Informationen verraten: „Einige Gewohnheiten, wie das Rauchen oder schlechte Mundhygiene, sind definitiv Risikofaktoren, die vorher besprochen und durch verstärkte Bemühungen bei der Zahn- und Mundpflege vor dem Eingriff angegangen werden müssen. Auch die Einnahme von Medikamenten oder chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und hormonelle Störungen können die Versorgung des Gewebes mit Nährstoffen und somit die Einheilung des Implantats gefährden.“ Berger mahnt, dass es am besten ist, wenn der Patient sich das Rauchen abgewöhnt und vorliegende Erkrankungen mit dem Zahnarzt vor dem Eingriff bespricht. Und weiter: „Eine vorliegende Parodontitis beziehungsweise Entzündung muss ausgeheilt sein, bevor die Implantation erfolgt.“ Hohes Alter sei übrigens kein Ausschlusskriterium für das Setzen von Implantaten. Allerdings erfordert das Implantat laut Berger einen deutlich höheren Pflegeaufwand als die natürlichen Zähne, damit sich Plaque und Bakterien nicht am Implantathals ansammeln können.
Was kostet ein Implantat?
Bevor Sie sich für einen implantologischen Eingriff entscheiden, werden Sie sich sicherlich fragen, was ein Implantat kostet und wer es bezahlen wird. Laut BDIZ EDI sollten Sie sich deshalb unbedingt vor Behandlungsbeginn bei Ihrer Krankenversicherung erkundigen, wie hoch der Zuschuss der Krankenkassen an der geplanten Implantatversorgung ist. Wenn Sie bereits eine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen haben, sollten Sie ebenfalls gleich prüfen, welche Leistungen von ihr abgedeckt werden.
Generell hält der BDIZ EDI auf seiner Website folgenden Ratschlag bereit: „Eine Implantation ist immer ein privater Behandlungsvertrag zwischen Ihnen und Ihrem Zahnarzt. Ob eine Krankenversicherung ganz oder anteilig die entstehenden Kosten übernimmt, regeln die Bedingungen Ihrer Versicherung. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Versicherungstarife und entsprechend unterschiedliche Zuschüsse Ihrer Krankenkasse, Krankenversicherung oder Beihilfestelle an den Behandlungskosten.“