Waldbaden – Der neueste Trend aus Japan im Portrait

Wanderschuhe auf dem Waldboden

Sie leiden unter Stress und haben das Gefühl, nirgends zur Ruhe zu kommen und verschnaufen zu können? Dann haben wir vielleicht genau das Richtige für Sie. Denn, Hand aufs Herz: Haben Sie schon einmal von Waldbaden gehört?

Wenn der Begriff Waldbaden für Sie eher nach sommer­lichem Badespaß in grüner Umgebung klingt und Sie auch sonst noch nie mit ihm in Berührung gekommen sind – dann sollten Sie unbedingt weiterlesen. Denn wir haben uns für Sie einmal näher mit dem Thema beschäftigt und uns gefragt: Was versteht man eigentlich darunter und woher kommt dieser geheimnisvolle Trend?

Fragt man Dr. Christine Müller, die ärztliche Leiterin des Hotels Das Kranzbach bei Garmisch-Partenkirchen, hat sie sofort eine Antwort parat und kann viel über die heilende Wirkung des Waldes erzählen. Kein Wunder, immerhin gilt Dr. Müller als deutsche Pionierin auf dem Gebiet des Waldbadens – ein Trend, der in seinem Ursprungsland Japan übrigens längst zur ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge zählt.

Der Begriff Waldbaden ist eine Übersetzung des Japanischen „Shinrin-yoku“ und bedeutet, sich mit allen Sinneskanälen dem Wald in seiner Komplexität zu öffnen. Denn, so Dr. Müller: „Der Wald ist mehr, als die Summe der Bäume, die sich in ihm vereinen.“ Wer also „waldbaden“ geht, will den Wald zu seinem Kommunikationspartner machen, ihn sprechen lassen – und dann seine ganze therapeutische Wirkung erleben.

Den Wald für die eigene Gesundheit nutzen
Konkret kann Waldbaden allerlei verschiedene „Aktivitäten“ beinhalten. Japanische Ärzte würden ihre Patienten laut Dr. Müller in Hängematten an Baumstämmen baumeln lassen oder sie auf Holzpritschen am Waldboden legen, damit sie in meditativer Stille dem Wald lauschen und Aromaduschen des Waldes inhalieren können. Hierzulande umfasse Waldbaden dagegen eher aktivere Tätigkeiten. Beispielsweise geführte oder freie Waldspaziergänge, informative Waldbegehungen, Waldmeditationen, Atemübungen oder gar Kombinationen mit Yoga, Achtsamkeitstraining oder künstlerischer Umsetzung wie Zeichnen.

Waldbaden kann man sich also am ehesten als Kombination aus Naturerlebnis und meditativer Konzentration auf sich selbst vorstellen. Klingt eigentlich ganz verlockend. Und glaubt man Dr. Müller, hat der japanische Trend auch sehr positive nachweisbare Auswirkungen auf den Körper: „Die Terpene und Phytonzide – alle flüchtigen Stoffe, die in der Waldluft schwirren und von Nadeln, Blättern und Waldboden, mit seinen zahllosen Mikroorganismen Flechten und Pilzen ausgehen – wirken sich primär regulierend auf das Nervensystem und Immunsystem aus.“

Wald statt Yoga
Dass sich Waldbaden auch wunderbar zur Stressreduktion und Entspannung eignet, hat wiederum mit einer weiteren heilenden Wirkung des Waldes zu tun: „Durch die Aktivierung des Parasympathikus, dem Gegenspieler des Sympathikus, der Stressreaktionen des Organismus befördert, wird der Organismus auf Entspannung und Regeneration umgestellt.“ Auf diese Weise würden laut Dr. Müller Puls und Blutdruck fallen und die körpereigene Abwehr stimuliert.

Wer also unter Stress leidet und das Verlangen verspürt, endlich einmal zur Ruhe kommen zu wollen, der sollte tatsächlich die Yoga-Matte gegen die wunderbar heilende Luft des Waldes eintauschen und Waldbaden ausprobieren. Kurse gibt es bestimmt auch in Ihrer Nähe!