Kinder-/Zahnarzt: Wie früh ist früh genug?

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Wann Ihr Kind zum ersten Mal zu welchem Arzt sollte

Zahnarzt, Kieferorthopäde, HNO-Arzt, Logopäde und Augenarzt – warum frühe Besuche in diesen Praxen sinnvoll sind

Kinder sind das schönste Geschenk auf Erden. Daher legen Sie bestimmt großen Wert auf die bestmögliche medizinische Betreuung Ihres Nachwuchses. Vorsorgeuntersuchungen helfen, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und Therapien einzuleiten – gerade in Fällen, in denen die körperliche und geistige Entwicklung gefährdet ist.

Kinder genießen bei uns in Deutschland eine hohe medizinische Fürsorge: Die erste Vorsorgeuntersuchung (U1) führt die Klinik direkt nach der Geburt durch, allein bis zum 12. Lebensmonat stehen sechs verschiedene U-Untersuchungen an. Klar, Ihr Kinderarzt ist dabei stets der erste Ansprechpartner – doch frühzeitige Besuche bei Fachärzten sollten Sie ebenfalls nicht versäumen, um Ihrem Sprössling bestmögliche gesundheitliche Grundlagen mit ins Leben zu geben.

Im Folgenden Artikel erfahren Sie, in welchem Alter und aus welchen Gründen Sie mit Ihrem Kind die jeweiligen Fachärzte zum ersten Mal aufsuchen sollten.


Zahnarzt

Schon gewusst? Rund jedes fünfte Kleinkind in Deutschland hat bereits vor seinem dritten Geburtstag kariöse Zähne. Fachärzte für Zahnheilkunde raten daher zu einem Besuch in der zahnärztlichen Praxis ab dem ersten Zahn, spätestens rund um den ersten Geburtstag.

Einerseits nimmt der Zahnarzt dann die ersten Zähne in seine „Obhut“, andererseits erhalten Sie in der zahnärztlichen Praxis wertvolle Informationen und Tipps rund um Zahnungsbeschwerden, wie sich die Mundgesundheit Ihres Nachwuchses optimieren lässt und wie Sie die Zähne Ihres Kindes effektiv putzen. Daneben beantworten die Zahnärzte gern Ihre Fragen zu den Themen Schnuller, Flasche, Anwendung von Fluoriden, Zahnfehlstellungen und Ernährung – vor allem die richtige Ernährung ist entscheidend, andernfalls können bereits nach kurzer Zeit Schäden an den Milchzähnen entstehen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen helfen dabei, dass Ihr Kind Vertrauen zu Zahnärzten aufbaut – für Kinder sind mehrere zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen empfohlen.

Wann ist der ideale Zeitpunkt für den Ersttermin in der Praxis? Sobald bei Ihrem Kind der erste Zahn durchbricht, empfiehlt sich ein Besuch beim Zahnarzt. Der genaue Zeitpunkt, wann der erste Zahn sichtbar wird, ist von Baby zu Baby verschieden – zu erwarten ab etwa dem sechsten Lebensmonat.
Warum ist ein frühzeitiger Besuch sinnvoll? Der Zahnarzt sieht sich die ersten Zähne Ihres Sprösslings genau an und begutachtet Kiefer, Mundschleimhaut und Zunge.

Daneben informiert er Sie über die adäquate Zahnpflege Ihres Kindes –
diese ist unter anderem auch von der Fluoridanamnese abhängig: Der Zahnarzt stellt hierbei fest, aus welchen Quellen die Zufuhr des kariesprotektiven Fluorids stattfindet, um eine Über- oder Unterversorgung mit Fluorid zu verhindern. Damit geben Sie Ihrem Kind bestmögliche zahn- und mundgesundheitliche Grundlagen mit ins Leben.

Die psychologische Komponente des ersten Besuchs ist ebenfalls nicht zu unterschätzen: Im Initialkontakt mit dem Zahnarzt lernt Ihr Kind die Praxis als etwas ganz Normales kennen, vor dem es keine Angst zu haben braucht – dies kann dazu beitragen, dass Ihr Kind auch mit zunehmendem Alter regelmäßig zur Prophylaxe geht.


Kieferorthopäde

Heutzutage ist oft zu hören, es müssten alle Milchzähne ausgefallen sein, ehe Eltern mit ihrem Kind das erste Mal einen Fachzahnarzt für Kieferorthopädie aufsuchen sollten. Zur Verhinderung von Fehlbissen und Fehlhaltungen ist aber ein früherer erster Termin beim Kieferorthopäden durchaus sinnvoll.

So sind beispielsweise viele Kinder mit so genannten Kreuzbissen bereits im Alter von vier Jahren in der Lage, eine „Zauberspange“ zu tragen. Lippen-Kiefer-Gaumenspaltenkinder befinden sich sogar vom ersten Lebenstag an in kieferorthopädischer Behandlung.

Bei frühzeitiger Behandlung und mit Hilfe kleiner kieferorthopädischer Apparaturen lassen sich Lispeln, Lutschen, Lippenbeißen und falsches Schlucken gut behandeln – idealerweise sollten diese Angewohnheiten vor der Einschulung beseitigt sein. „Hasenzähne“ sind ebenfalls ein Grund für eine Therapie: So sind die oberen Schneidezähne vor Verletzungen geschützt und der falsche Biss verschlechtert sich nicht weiter.
Die erste Untersuchung beim Fachzahnarzt für Kieferorthopädie läuft spielerisch ab. Je nach Selbstvertrauen darf das Kind allein auf dem Behandlungsstuhl sitzen – oder auf dem Schoß von Mama oder Papa.

Der Kieferorthopäde beurteilt die Körperhaltung, die körperliche Entwicklung, die Sprache, die Gesichtssymmetrie, die Zahngesundheit, die Bisslage, die Zahnpflege, die Schleimhaut sowie die Atmung. Zudem kümmert er sich gern um die individuellen Sorgen und Fragen der Eltern.

Wann ist der ideale Zeitpunkt für den Ersttermin in der Praxis? Oft lässt sich in jungen Jahren mit kleinen kieferorthopädischen Maßnahmen eine große Wirkung erzielen, daher sollte spätestens ab dem vierten Lebensjahr eine Vorsorgeuntersuchung beim Kieferorthopäden erfolgen.

Warum ist ein frühzeitiger Besuch sinnvoll? Kinder fühlen sich nach kieferorthopädischen Korrekturen wohler, weil das Sprechen und Schlucken leichter fallen sowie Hänseleien aufhören. Lippen-Kiefer-Gaumenspalten-Kinder erfahren durch die frühzeitige kieferorthopädische Therapie erhebliche Erleichterung.


HNO-Arzt

Haben Sie folgende Zahlen schon mal gehört? Von 1.000 Neugeborenen sind ein bis zwei hochgradig schwerhörig, 17 von 1.000 Kindern hören schlecht. Eltern bemerken dies oft erst ab dem zweiten oder dritten Lebensjahr – fatal für die Sprachentwicklung, schließlich sind Hören und Sprechen ein Paar: Hört Ihr Kind Worte nicht korrekt, kann es sie auch nicht richtig nachahmen. Lassen Sie also am besten in den ersten Tagen nach der Geburt einen Hörtest bei Ihrem Baby durchführen. Sollte sich dabei herausstellen, dass ein Hörproblem vorliegt, ist der Einsatz einer Hörhilfe schon ab dem dritten Lebensmonat möglich – und Ihr Kind hat gute Chancen auf eine normale Sprachentwicklung.

HNO-Ärzte achten nicht nur darauf, dass Ihr Kind richtig hört, sondern untersuchen es auch auf die weit verbreitete Vergrößerung der Rachenmandeln. Ursachen hierfür können eine familiäre Veranlagung sowie Infektionen sein. Eine Vergrößerung der Rachenmandeln ist meist mit starken Beschwerden verbunden: Kinder bekommen durch die Nase schlecht Luft, atmen mit offenem Mund, vorgeschobener Zunge und schnarchen nachts; durch den Stau des Schleims in der Nase sind sie anfällig für Infekte.

Wann ist der ideale Zeitpunkt für den Ersttermin in der Praxis? Das so genannte Neugeborenen-Hörscreening sollten Sie wenige Tage nach der Geburt durchführen lassen.

Warum ist ein frühzeitiger Besuch sinnvoll? Nur wenn Ihr Kind korrekt hört, kann es auch richtig Sprechen lernen – Hörgeräte gibt es auch speziell für Kleinkinder.


Logopäde

Im Rahmen seiner sprachlichen Entwicklung durchläuft Ihr Kind mehrere Phasen. Hier können verschiedene Störungen mit unterschiedlichen Ursachen auftreten – Logopäden können diese Gründe bestimmen und helfen Ihrem Nachwuchs dabei, seine Sprache zu verbessern, korrekt Laute zu bilden und die Freude am Sprechen zu behalten bzw. wiederzugewinnen.

Bereitet es Ihrem Kind im Alter von vier Jahren noch Probleme, Laute korrekt wiederzugeben, oder zeigt es auf grammatikalischer Ebene Auffälligkeiten, ist ein Termin beim Logopäden ratsam. Eine logopädische Therapie ist – abhängig von der Störung – aber auch schon mit zwei oder drei Jahren möglich. Dies kann beispielsweise dann sinnvoll sein, wenn deutliche Unterschiede in der Sprachentwicklung zu Gleichaltrigen bestehen, Ihr Kind lispelt, stottert oder eine Vermeidungstaktik entwickelt, um bestimmte Buchstaben und Wörter nicht aussprechen zu müssen.

Zeigt Ihr Kind Gewohnheiten, so genannte Habits? Dazu zählen beispielsweise Lutschen am Daumen, Saugen am Kuscheltier, Kauen an der Wange oder an einem Stift sowie Spielen mit der Zunge. Diese Gewohnheiten sind oft sehr hartnäckig und haben sowohl negativen Einfluss auf die korrekte Aussprache als auch auf ein schönes Gebiss; zudem verhindern sie die Umstellung auf das normale Schluckmuster.

Beobachten Sie derartige Gewohnheiten, atmet Ihr Kind geräuschvoll und schwer durch den Mund oder tropft ihm häufig Speichel aus dem Mund, ist ein Besuch beim Logopäden ebenfalls angeraten.

Logopäden verpacken die Therapieinhalte meist in unterhaltsame Spiele – Kinder genießen die Einzelbetreuung und sehen die Behandlung meist als eine Spielstunde an. So macht richtiges Sprechen Spaß!

Wann ist der ideale Zeitpunkt für den Ersttermin in der Praxis? Bei Kindern mit funktionellen Auffälligkeiten lohnt es sich, frühzeitig anzuklopfen, um eine „Standortbestimmung“ durchführen zu lassen. Logopäden klären die Abweichungen von der Norm ab – und zwar bezogen auf die gesamte Entwicklung: Sprache und Sprechen bedeuten nämlich auch Bewegung und korrekter Bewegungsablauf.

Speziell ausgebildete Myofunktionstherapeuten befassen sich intensiv mit den Muskelabläufen im Mund und drumherum sowie im gesamten Körper.

Warum ist ein frühzeitiger Besuch sinnvoll? In vielen Fällen reicht im frühen Kindesalter eine gezielte Beratung der Eltern mit klarer Instruk-tion, worauf zu Hause zu achten ist oder was geübt werden sollte. Durch einen Besuch beim Myofunktionstherapeuten ist sehr wertvolle Vorarbeit möglich, damit spätere logopädische Therapien zu stabileren Ergebnissen führen können.


Augenarzt

Lassen Sie sich für Ihr Kind einen ersten Termin beim Facharzt für Augenheilkunde geben, wenn es zwischen zwei und drei Jahre alt ist: Kleinwinkliges Schielen und optische Brechungsfehler kann der Arzt frühzeitig erkennen und behandeln. Weitere typische Diagnosen im Kindesalter sind angeborener Tränenwegsverschluss, Netzhautschädigung durch Frühgeburt und erhöhter Augeninnendruck (Kindliches Glaukom).

Zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat sollten Sie mit Ihrem Kleinkind zu einem Augenarzt gehen, wenn ein erhöhtes Risiko für Schielen oder Fehlsichtigkeit vorliegt – oder wenn in der Familie erbliche Augenerkrankungen auftreten. Sofort einen Augenspezialisten aufsuchen müssen Sie bei sichtbaren Auffälligkeiten wie Augenzittern, grauen oder weißlichen Pupillen, Lidveränderungen oder plötzlich auftretendem Schielen.

Übrigens: Kinder empfinden den Besuch beim Augenarzt meist als gar nicht tragisch, denn sie dürfen bei den Untersuchungen mitunter auf blinkende Lichter, Clowns und Bilder unterschiedlicher Größen schauen.

Wann ist der ideale Zeitpunkt für den Ersttermin in der Praxis? Da „Sehen“ sehr früh im Leben gelernt wird, sollte eine erste Augenkontrolle idealerweise zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr erfolgen.

Warum ist ein frühzeitiger Besuch sinnvoll? Augenkrankheiten machen oft keine subjektiv wahrnehmbaren Probleme: Wenn ein Kind mit „schlechten Augen“ auf die Welt kommt, dann kennt es ja nicht den Unterschied zur Normalität – umso wichtiger ist eine rechtzeitige Diagnostik. Bei der ersten Untersuchung wird auf Fehlstellungen und Fehlsichtigkeit geachtet; diese sind frühzeitig zu behandeln, um einer bleibenden Sehschwäche vorzubeugen.


bitte lächeln | Herbst 2014