Volkskrankheiten – Schnarchen und Schlafapnoe

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„Egal ob jung oder alt, Mann oder Frau, Professor oder Azubi – Schnarchen kann jeden Menschen treffen. Mit zunehmendem Alter erhöht sich die Anzahl der Schnarcher, denn Schnarchen steht auch in Zusammenhang mit der allgemeinen Muskelerschlaffung“, erklärt Dr. Peter Geisler, Ärztlicher Leiter des Schlaflabors der Psychiatrischen Universitätsklinik Regensburg.

Ursachen für Schnarchen Über drei Viertel der starken Schnarcher geben nur in bestimmten Schlafpositionen Laute von sich; meistens dann, wenn sie auf dem Rücken liegen. Der Grund dafür: In Rückenlage folgt der hintere und schwere Teil der Zunge der Schwerkraft – und rutscht nach unten. Hierdurch werden die Atemwege eingeengt, was zu Schnarchen führt. Bereits eine Änderung der Schlafposition kann hier Abhilfe schaffen.

Allergien können ebenfalls Auslöser für Schnarchen sein: Bei Milben und Hausstaub in den Bettbezügen schwellen manchen Menschen die Nasenschleimhäute an und beeinträchtigen die Nasenatmung. Treten Sie diesen Ursachen entgegen, indem Sie Ihren Kopf auf einem Kissen hochlagern und Nasenflügelheber oder nasenbefeuchtende Mittel anwenden. Achten Sie zudem auf größte Sauberkeit in Ihrem Schlafzimmer: Parkett oder Laminat statt Teppich, dazu Allergikerbettwäsche, bei der Milben keine Chance haben.

Alkohol und Übergewicht können das Schnarchen verstärken: Schon geringe Mengen Alkohol am Abend lassen die Gewebespannung in den für das Schnarchen verantwortlichen Körperregionen erschlaffen. Strömt dann Luft daran vorbei, flattert dieses Gewebe – und verursacht Schnarchen. Bei Übergewicht lagert sich Fett in der hinteren Rachenregion ab und engt die Atemwege ein. Weitere Gründe für nächtliches Schnarchen können angeborene Erkrankungen und Störungen sein. Einer der Forschungsschwerpunkte von Prof. Dr. Dr. Edmund Clemens Rose von der Universität Freiburg sind nächtliche, obstruktive Atemregulationsstörungen; der Experte sagt: „Die Ursachen für Schnarchen sind vielschichtig, häufig liegen gleichzeitig mehrere Gegebenheiten vor: So können anatomische Faktoren eine Einengung der oberen Luftwege verursachen und funktionelle-neurologische Ursachen im Schlaf wirksam werden – beispielsweise ein großes Gaumenzäpfchen, verengte Nasennebenhöhlen, vergrößerte Mandeln oder eine ungünstig verkrümmte Nasenscheidewand.“ Kollege Dr. Geisler ergänzt, eine ungewöhnlich breite Zunge oder die Kombination kleiner Mund/große Zunge könnten ebenfalls für nächtliches Schnarchen verantwortlich sein.

Abhilfe: Unterkieferprotrusionsschiene Menschen mit derartigen Erkrankungen oder Störungen schnarchen nicht nur in Rücken-, sondern auch in Seitenlage. Abhilfe kann eine Zahnschiene schaffen, im Fachjargon unter dem etwas sperrig klingenden Ausdruck Unterkieferprotrusionsschiene bekannt. Klingt aber komplizierter, als es ist, so Dr. Geisler: „Eine solche Schiene setzt dort an, wo das Problem besteht: Sie zieht den Unterkiefer ein kleines Stück nach vorn, das nennt man Protrusion. Auf diese Weise sorgt sie im hinteren Rachenbereich für mehr Platz. Bereits geringe Protrusionen von wenigen Millimetern können positive Effekte auf das Schnarchen haben. Allerdings müssen sich Betroffene an den Fremdkörper im Mund sowie an den verstärkten Speichelfluss erst gewöhnen.“

„Es gibt zahlreiche kontrollierte und vergleichende Studien, die die Wirksamkeit der Schienen bestätigen“, sagt Prof. Rose, „allgemein gilt, dass sich Unterkieferprotrusionsschienen bei habituellem Schnarchen, beim so genannten Upper Airway Resistance Syndrom sowie bei leichter bis mittelgradiger Schlafapnoe ohne klinische Symptomatik einsetzen lassen.“

Die Preise für Unterkieferprotrusionsschienen unterscheiden sich deutlich, von Billigschienen um die 30 Euro bis hin zu maßangefertigten Schienen vom Zahnspezialisten, die mehrere hundert Euro kosten. Sparen Sie hier nicht am falschen Ende, rät Prof. Rose: „Eine nicht hinreichende Behandlung mit einer wissenschaftlich nicht zuverlässigen Schiene gefährdet sowohl den Patienten und – durch das erhöhte Unfallrisiko aufgrund der Tagesmüdigkeit in Folge nicht erholsamen Schlafes – sogar die Mitmenschen. Schienen sollten justierbar sein, eine Bewegung des Unterkiefers gegen den Oberkiefer zulassen und gleichzeitig die Protrusion im Schlaf dauerhaft gewährleisten.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt, auf den Prof. Rose hinweist: Die Schienen müssen gutes Atmen ermöglichen, auch bei Erkältungen.

Gefährlich: Atemaussetzer Die Schlafapnoe – Atemaussetzer in der Nacht – ist ein ernst zu nehmendes gesundheitliches Risiko: Dabei wird die Luftröhre nicht nur eingeengt wie beim Schnarchen, sondern ist gänzlich verschlossen. „Atmen ist somit unmöglich“, verdeutlicht Dr. Geisler, „nach einiger Zeit merkt der Körper, dass der Luftaustausch unterbrochen ist und sendet ein Warnsignal an das Hirn, das die Funktion wieder weckt – nicht aber den Schlafenden.“ In der Regel dauern die Atemaussetzer zwischen 10 und 90 Sekunden, die Folgen der Schlafapnoe machen sich in zahlreichen Bereichen bemerkbar, wie Prof. Rose erklärt: „Durch den nicht erholsamen Schlaf sind die Betroffenen häufig am Tag schläfrig, fühlen sich nicht erholt und zeigen eine sowohl körperlich wie auch kognitiv reduzierte Leistungsfähigkeit. Die Patienten haben ein erhöhtes Unfallrisiko am Arbeitsplatz und im Straßenverkehr. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen, Infarkte oder Depressionen.“

Eine Schlafapnoe entwickelt sich oft schleichend. Es ist daher sinnvoll, frühzeitig eine schlafmedizinische Diagnose zu erstellen, um einer Verschlimmerung vorzubeugen. Sollten Sie oder Ihr Partner häufige nächtliche Atemaussetzer bemerken, suchen Sie bitte einen HNO- oder Lungenfacharzt auf – die Schlafapnoe gehört in fachkundige Hand.