Immer diese Hektik! Das alltägliche Getümmel kann einem manchmal den letzten Nerv rauben. Ständig unter Zeitdruck, oft im Stress und keine Pause, um kurz durchzuatmen. Das kann auf lange Sicht erschöpfen und demotivieren.
Die Bezeichnung „Burnout“ kommt aus dem Englischen, bedeutet „ausgebrannt sein“ und liefert Hinweise auf die Symptomatik der Krankheit: Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Leipzig und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, beschreibt Burnout als „einen Zustand großer Erschöpfung, verbunden mit innerer Unruhe, Schlafstörungen, dem Gefühl der Überforderung und auch der gefühlsmäßigen Überlastung.“ Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) leiden immerhin 11 Prozent aller erwachsenen Deutschen unter chronischen Stresssituationen.
Eine Frage des Typs Burnout betrifft vor allem die Arbeitstiere unserer Gesellschaft – also Personen, die sich viel für ihre Arbeit einsetzen, Überstunden schieben oder Schicht arbeiten. Stress entsteht dadurch, da sich diese Menschen oft unter Druck setzen; häufig ist dies eine Folge des Tragens großer Verantwortung oder des Übersteigens der Anforderungen über die eigenen Fähigkeiten. Andere hingegen, die nicht von Arbeitsstress betroffen sind, setzen sich im privaten Bereich unter Druck und leiden laut Prof. Hegerl unter gefühlsmäßiger Überlastung. Wieder andere Menschen können hervorragend mit Stresssituationen umgehen und lieben die Herausforderung.
Die Persönlichkeit ist also ein wichtiger Punkt: Wer große Ansprüche an sich selbst stellt und ständig versucht, jedem gerecht zu werden, ist anfälliger als jener, der mit einem großen Selbstbewusstsein durchs Leben geht und sich realistische Ziele steckt. Wenn im privaten Leben die Unterstützung von Freunden und Familie fehlt, lassen sich persönliche Rückschläge nur schwer verkraften. Somit ist auch das soziale Umfeld ein wichtiger Faktor!
Keine eindeutige Definition „Es gibt keine international akzeptierte Diagnose und auch keine Diagnosekriterien“, erklärt Prof. Hegerl. Experten seien sich nicht einig, ob sich Burnout als eigenständige Krankheit beschreiben lasse und was die exakten Symptome sind, die in Kombination auftreten müssen. Klar ist, dass viele Faktoren zusammenspielen und die Krankheit einer klassischen Depression sehr ähnelt. Hier klare Grenzen zu ziehen, sei nicht einfach. Der Experte definiert Depression durch „tiefsitzende Freudlosigkeit, Schwunglosigkeit, gedrückte Stimmung, Schuldgefühle, Schlafstörungen, Appetitstörungen und Hoffnungslosigkeit.“ Unter Burnout versteht Prof. Hegerl hingegen erstmal nur einen schweren Erschöpfungszustand aufgrund von Überarbeitung. Er warnt jedoch, hinter einem Burnout stecke oftmals eine Depression.
Wie also sind nun Burnout und Depression auseinanderzuhalten – oder ist „Burnout“ nur eine Modebezeichnung einer nicht vorhandenen Krankheit? Tatsächlich meint Prof. Hegerl, „Burnout“ sei ein klangvoller Name, der zur Lebenswirklichkeit vieler Menschen passe. Damit solle nicht gemeint sein, dass sich die Betroffenen eine nicht vorhandene Krankheit einbilden. Vielmehr werde oftmals der Burnout dem der Depression vorgeschoben, da „Burnout als in der Leistungsgesellschaft eher akzeptiert gilt“, erklärt der Experte.
Gegenmaßnahmen und Prävention Bei einer Depression rät Prof. Hegerl dazu, zwar weniger, aber dennoch regelmäßig weiterzuarbeiten und sich nicht im Bett zu vergraben. Zu viel Schlaf wirke depressionsfördernd und auch Urlaub sei kontraproduktiv, da der Patient noch mehr in den Zustand der Freudlosigkeit abdrifte.
Bei einem Burnout in Form von Überarbeitung und übermäßigem Stress empfiehlt der Experte hingegen Urlaub und viel Schlaf. Nehmen Sie Geschwindigkeit aus Ihrem Leben und lassen Sie beispielsweise das Smartphone einfach mal unbeachtet. Manchmal ist es hilfreich, den Tag mit mehr Gelassenheit anzupacken, frei nach dem Motto: Weniger ist mehr.
Bitte-lächeln-Tipp: Gönnen Sie sich regelmäßig Zeit für sich: Gehen Sie spazieren, lesen Sie ein Buch oder betätigen Sie sich sportlich, ganz nach Ihren Bedürfnissen. Bei Schlafstörungen helfen regelmäßige Rituale – das können ganz einfache Dinge sein wie das Zähneputzen und die Gesichtspflege. Führen Sie diese Dinge jeden Abend in derselben Reihenfolge durch, so kann sich Ihr Körper auf Schlaf einstellen.