Ausgrabungen zeigen, dass es bereits vor rund 3.000 Jahren Vorläufer unserer Schnuller gab; rund um das Mittelmeer bestanden sie aus gefüllten Leinensäckchen. Die ersten Gummi-Nuckel kommen aus der Zeit um 1850. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren diese Schnuller sehr beliebt, hatten einen Halteschild und sahen den heutigen Schnullern ähnlich.
Als im Jahr 1949 zwei deutsche Zahnärzte den Vorläufer der modernen Schnuller als „kiefergerechten Beruhigungssauger und Kieferformer“ erfanden, war dessen Aufgabe erweitert: Er diente wie seine historischen Vorgänger zur Beruhigung, sollte jedoch gleichzeitig auch Fehlbildungen der Kiefer entgegenwirken.
Tipps zum Umgang mit Schnullern
Bis heute hat sich der Schnuller ständig weiterentwickelt: Nur wenn er die Lage der Zähne bzw. der Kiefer sowie die Position der Zunge möglichst wenig – oder noch besser: gar nicht – verändert, können sich die Zahn- und Kieferstellungen sowie die Mundmuskulatur entwickeln.
Am besten jedoch ist gar kein Schnuller, sagt Dr. Jacqueline Esch: „Es kann gar keinen optimalen Sauger geben, da der Sauger immer ein Fremdkörper ist, der nicht in den Mundraum gehört. Kindern, die viel und lange am Schnuller genuckelt haben, bereitet es später oft Schwierigkeiten, den Mund richtig zu schließen, weil die Zunge gewohnheitsmäßig tief im Unterkiefer liegt. Das beeinträchtigt auch ihre Aussprache.“
Von Natur aus gehört also nichts zwischen die Zähne – weder Schnuller noch Daumen noch Nuckeltuch. Dr. Esch erklärt aber: „Ein Schnuller ist dem Daumenlutschen vorzuziehen. Daumen lutschende Babys und Kleinkinder sind, wenn möglich, ganz früh auf den Schnuller umzugewöhnen.“
Laut Dr. Esch eignen sich Sauger, die möglichst weich und anpassungsfähig sind sowie im Zahn- und Lippenbereich einen kleinen Durchmesser haben, um den Mundschluss sowie die Zahn- und Kieferentwicklung möglichst wenig zu behindern. Weitere Tipps der Kinderzahnärztin: „Bevorzugen Sie eine flache symmetrische Form und Silikon statt Latex.“
Wechseln Sie zudem bitte alle fünf bis sechs Wochen den Schnuller Ihres Kindes, denn mit der Zeit wird der Gummiteil porös, Mikroorganismen fühlen sich wohl. Bei Infektionskrankheiten Ihres Sprösslings tauschen Sie den Schnuller am besten sofort nach der Genesung aus.
Stillen & Schnuller – Saugverwirrung
Hebammen empfehlen klar, in der ersten Zeit des Stillens auf einen Schnuller zu verzichten: Um eine Verwirrung Ihres Kindes rund um das Saugen zu vermeiden, sei es sinnvoll, den Schnuller frühestens dann einzusetzen, wenn die Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind gut etabliert ist und problemlos läuft – in der Regel nach vier bis sechs Wochen. Dieser Aussage stimmt Dr. Esch ausdrücklich zu.
Abschied vom Nuckel
„Um Zungenfehlfunktionen, falschem Schlucken und Zahnfehlstellungen vorzubeugen, sollte das Nuckeln am Schnuller bis zum zweiten Geburtstag beendet sein“, sagt Dr. Esch.
Bedenken Sie: In den zurückliegenden Monaten gab der Schnuller Ihrem Nachwuchs etwas, was ihm wichtig war – beispielsweise Geborgenheit. „Wann und wie Ihr Kind seinen Schnuller abgibt, sollten Sie auf jeden Fall mit ihm absprechen, sonst droht ein Vertrauensverlust“, so Dr. Esch. Sinnvoll sei es daher, mit etwas Positivem einen Ausgleich anzubieten – Unterstützung und Anerkennung, aber auch eine Belohnung wie ein Spiel oder ein Schmusetier.
Sind Sie unsicher, wie Sie Ihrem Kind den Schnuller abgewöhnen können, finden Sie in Kinderzahnarztpraxen viele gute Ideen und hilfreiche Anregungen: Erprobt sind beispielsweise „Schnullerbäume“, die Übergabe an die „Schnullerfee“ oder der „Ich-brauche-keinen-Schnuller-Stein“: In der Hosentasche erinnert er an die Verabredungen und ist für das Kind ein „greifbarer Partner“, wenn es den Schnuller vermisst.