Drei häufige Fragen zur Zahnbehandlungsangst beantwortet für Sie Dr. med. dent. MSc. MSc. Thomas Jung aus Pfungstadt.
Wie entsteht denn Zahnbehandlungsangst?
Dr. Jung: „Angst vor dem Zahnarztbesuch entwickelt sich aufgrund unterschiedlichster Faktoren. Häufig stellen traumatische Erlebnisse in jüngeren Jahren, wie beispielsweise eine schlechte Erfahrung auf dem Zahnarztstuhl, die Ursache dar. Nicht immer stehen dabei die empfundenen Schmerzen im Mittelpunkt. Oftmals führte auch ein psychologisches Fehlverhalten des Zahnarztes, der Gefühle von Betroffenen abwertet oder nicht ernst nimmt, zu Ängsten.
Zudem ist der Mundraum ein sehr intimer Bereich, sodass wir bereits das Eindringen an sich als unangenehm empfinden. Zum Teil lässt sich die Angst vor einer Zahnbehandlung also auch auf unsere Gene zurückführen.“
Unter welchen gesundheitlichen Folgen leiden Angstpatienten?
Dr. Jung: „Wer schon beim Gedanken an einen Zahnarztbesuch Schweißausbrüche bekommt, der meidet den Gang zu den wichtigen Routineuntersuchungen meist komplett. Viele Angstpatienten gehen daher jahrelang nicht zum Zahnarzt. Dadurch verschlimmern sich auftretende Beschwerden und es werden immer umfangreichere Eingriffe nötig. Meist beginnt alles scheinbar ganz harmlos: Ein Zahn reagiert auf Druck und es kommt zu leichten Schmerzen oder das Zahnfleisch blutet beim Putzen.
Was passiert, wenn Patienten diese Symptome aus Angst vor einer Behandlung ignorieren? Während es bei einer anfänglich leichten Karies unbehandelt zu schwerwiegenden Defekten am Zahn und eventuell an den Nachbarzähnen kommt, tritt bei fortschreitender Parodontitis eine Schädigung des gesamten Zahnhalteapparates auf. In beiden Fällen kann Zahnverlust die Folge sein. Durch Parodontitis können außerdem die Risiken für Herz-Kreislauf-Probleme, Frühgeburten, Diabetes und Osteoporose drastisch steigen. Lassen Betroffene entstandene Lücken nicht schließen, wandern benachbarte Zähne in den freiliegenden Raum und es kann zu Fehlstellungen kommen. Manche Patienten ziehen sich außerdem aus Scham aus ihrem sozialen Leben zurück. Zahnarztangst führt also in einen Teufelskreis, den es ernst zu nehmen gilt.“
Wie lässt sich eine zahnärztliche Behandlung angstfrei gestalten?
Dr. Jung: „Viele Menschen trauen sich noch nicht einmal auf einen Zahnarztstuhl. Daher sollten Angstpatienten zunächst in einem neutralen Raum sitzen können. Um ihnen ihre Ängste zu nehmen, eignen sich zunächst intensive Gespräche sowie eine präzise und schmerzfreie Diagnostik mit detaillierten, dreidimensionalen Aufnahmen. Patienten fällt es bei dieser sicheren Vorgehensweise leichter, ihre Angst zu überwinden und Vertrauen aufzubauen.
Darüber hinaus sollten die Eckpfeiler der Behandlung besprochen werden, damit der Patient keine unangenehmen Überraschungen erleben muss. Dieser Part stellt bereits einen wichtigen Teil der Therapie dar, denn neben fachlicher Kompetenz benötigen Ärzte vor allem ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen.
Da bei den meisten Betroffenen umfassende Sanierungsarbeiten anstehen, besteht die Möglichkeit, die Behandlung unter einer besonders sanften Vollnarkose namens TIVA, kurz für total intravenöse Anästhesie, durchzuführen. Patienten verschlafen so die Behandlung ganz einfach. Dank dieser sanften und schonenden Form einer Vollnarkose bestehen nach der Behandlung im Normalfall keine Beschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen, sodass sie direkt nach dem Aufwachen nach Hause gehen können. Weiterer Vorteil: Sie müssen nicht unnötig viele Termine wahrnehmen, da sich mehrere Schritte in einer Sitzung durchführen lassen.“
bitte lächeln Experte: Dr. med. dent. MSc. MSc. Thomas Jung, Leiter der Dr. Jung Zahnklinik in Pfungstadt, beschäftigt sich seit 25 Jahren u.a. mit dem Thema Dentalphobie und Implantologie.