Zumba: Abzappeln gegen das Herbsttief

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Der Sommer ist vorbei und die Nächte werden immer länger. Um jetzt nicht dem Herbsttief zu verfallen, hilft, was den Menschen schon immer half: tanzen. Die Neandertaler bereiteten sich tanzend auf die Jagd vor, die alten Griechen tanzten sich warm für die Schlacht, Wettkämpfe, Hochzeiten, Begräbnisse und Feiern. Es gibt Willkommenstänze, Regentänze, Fruchtbarkeitstänze und spirituelle Tänze. Tanzen ist Ausdruck kultureller Identität, manchmal Therapie, gelegentlich auch Paarvermittlung. Zumindest bei Vögeln, Skorpionen und Tanzfliegen. Was heißt das für uns Menschen? Tanzen kann jeder. Ja, wirklich jeder. Und Zumba ist der Beweis.

Längst ist das von lateinamerikanischen Rhythmen inspirierte Tanz-Fitness-Programm kein Trend mehr, sondern hat sich in Fitnessstudios und Vereinen fest etabliert. Das Geheimnis des Riesenerfolgs: Man verbrennt eine Menge Kalorien und hat auch noch Spaß dabei. Das beweisen wöchentlich unzählige Zumba-Teilnehmer, die schweißüberströmt, aber glücklich nach 60 Minuten Ganzkörper-Workout den Kursraum verlassen. „Fit mit Fun“, lautet deshalb auch das Motto seit der Geburtsstunde des Zumba-Fitness-Programms, das durch einen Zufall entstand.

In den 90er Jahren machte sich ein kolumbianischer Aerobic-Trainer auf den Weg ins Fitnessstudio, um seinen Kurs zu unterrichten. Das Wichtigste aber hatte er vergessen: seine Musik. Er musste daher auf die Kassetten aus seinem Auto zurückgreifen und improvisieren. So trainierten die Teilnehmer plötzlich zu lateinamerikanischen Rhythmen wie Salsa, Merengue oder Cha-Cha und hatten eine Menge Spaß dabei. Alberto „Beto“ Perez heißt der Mann, der in diesem Augenblick Zumba Fitness erfunden hatte.

Seine Erfindung wurde schnell zu einem kompletten Fitness-Konzept ausgearbeitet, in dessen Zentrum die Philosophie steht: „Schluss mit dem Workout, beginne die Party.“ Beto Perez wollte weg vom Qual­image vieler Fitnesskurse mit ächzenden Teilnehmern, die ihr Gesicht vor Anstrengung verzerren. Stattdessen soll sich jeder Kurs anfühlen wie eine Party, so dass die Gesichtsmuskeln nicht vor Anstrengung, sondern vor Lachen angespannt werden. Die meisten Kurse zeichnen sich auch durch die Gemeinschaft unter den Teilnehmern aus: Viele finden dort nicht nur gleichgesinnte Sportbegeisterte, sondern auch Freunde, vielleicht sogar Seelenverwandte.

Zumba tut aber nicht nur der Seele gut, sondern auch dem Blutdruck, dem Cholesterinspiegel, dem Gewichtsverlust und dem Muskelaufbau. Wer möchte, kann das körperliche Training auch noch durch ein Zumba-eigenes Ernährungsprogramm ergänzen. Wem Hüfte schwingen und Schultern schütteln zu wenig Action ist, kann mittlerweile zwischen einigen Spezialprogrammen wählen: Zumba Toning mit Hanteln, Aqua Zumba im Wasser oder auch Zumba Sentao mit Stühlen, die zum Fitnessgerät umfunktioniert werden. Des Weiteren gibt es Zumba Gold für die fitte ältere Generation und Zumba Kids für junge Sportler ab vier Jahren. Es ist also für jeden Geschmack und jedes Alter etwas dabei.

Vor allem aber ist es einfach. Denn hier muss kein Takt gezählt werden, wie bei Wiener Walzer oder Aerobic. Kein 1-2-3…, 1-2-3…, sondern schlicht dem Trainer nachtanzen und Kopf ausschalten ist angesagt. Man folgt dem Rhythmus, der Melodie, einzelnen Beats, Besonderheiten in der Musik, Trommelschlägen. Man gibt sich der Musik hin und tanzt dabei in der Gruppe, aber doch für sich alleine. Denn es ist kein Wettbewerb um die Trophäe des besten Tänzers.

Wer noch an seinen Fähigkeiten zweifelt und lieber unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchs Wohnzimmer tanzt, dem sei gesagt: Jeder Teilnehmer ist so mit sich selbst beschäftigt, dass er gar nicht wahrnimmt, wie der Nebenmann oder die Nebenfrau tanzt. Zusätzlich beruhigend zu wissen: Jeder bewegt sich unterschiedlich, nach eigener Lust, eigenem Tempo und eigenem Können. Zumba sieht bei jedem anders aus und Perfektionismus ist ein Fremdwort.

Für Einsteiger gilt deshalb: nach der ersten Stunde nicht gleich das Handtuch schmeißen, wenn ein paar Schrittfolgen zu schwierig scheinen. Nicht entmutigen lassen und durchhalten! Denn wer Spaß hat an Bewegung, Fitness, Tanz und Musik, wird spätestens nach ein paar Kursstunden belohnt: Die Lieder und Choreographien werden erst nach einigen Wochen ausgetauscht, so dass genug Zeit bleibt, sich an den Trainer, die Rhythmen und die Schrittfolgen zu gewöhnen. Und je vertrauter all das wird, desto leichter fällt es, den Kopf auszuschalten, die mitreißende Musik zu genießen und sich auch im Herbst wie im Sommer zu fühlen.